DIE NEUE SACHLICHKEIT
Der Begriff "Neue Sachlichkeit" ist zuerst in der Malerei entstanden.
Bezeichnend dafür sind die Gemälde von Otto Dix, insbesondere das Triptychon
"Die Großstadt", in dem er die Gesellschaft seiner Zeit ohne Pathos und
drastisch-realistisch darstellt.
Die literarische Strömung entwickelte sich aus dem Expressionismus und dann
antithetisch zum Expressionismus. Die Ideale, die man noch bei Ausbruch des
ersten Weltkriegs hatte, waren verlorengegangen. Nun betrachtete man die
Gesellschaft mit nüchterner Sachlichkeit. So sind die Vertreter der neuen
Sachlichkeit keine echten Dichter, sondern eher Journalisten oder Essayisten.
Typisch für sie sind der Rationalismus, die Objektivität, die Beschrankung und
das Mittelmass. Man sieht di Welt nicht mehr schwarz oder weiß, sondern nur
noch grau. Diese graue Welt entsprach der damaligen Zeit nach dem ersten
Weltkriegs und führte zu einer allgemeinen Desillusion. Zwischen den Zeilen
liest man meistens eine gewisse Resignation, die die Autoren durch einen
humoristisch-sarkastischen Ton zu mildern versuchen.
Tucholsky ist ein Vertreter der neuen Sachlichkeit. Er starb im Jahre 1935.
Also konnte man in seiner Zeit eigentlich noch nicht von dem Massentourismus im
heutigen Sinn sprechen. Doch gab es schon wahrend der "goldenen zwanziger
Jahre" viele Reiche, die sich den Luxus der Ferien erlauben konnten.
In dem Text "Die Kunst, falsch zu reisen" beschreibt der Autor die
negativen Seiten dieser deutschen Reisenden. Viele davon waren Neureiche, die
nicht viel von der Kunst und Kultur anderer Länder verstanden. So spricht
Tucholsky mit sarkastischen Ton über die Arroganz und Dummheit seiner
Landsleute. Und seine ironischen Ratschlage sind natürlich reine Fiktion. Man
kann eben von dem Land, in das man fahrt, nicht alles verlangen. Eine schone
Natur ist nicht mit den Vorteilen einer Großstadt zu vereinbaren. Und eine
richtige Sommerfrische besteht natürlich nicht aus einem Weinrestaurant oder
Tanzbar. Außerdem erfordern der Besucht eines Museums oder die Besichtigung
einer Kirche natürlich passende Kleidung. So ist der Text von Tucholsky auch
heute noch aktuell.